Was ich im Laufe des gestrigen Tages erlebt habe, ist schrecklich. Als ehrenamtliche Mitarbeiterin in einem betreuten Wohnen durfte ich nach einer Testung ins Haus. Wir alle denken, dass es uns hier draußen nicht gut geht. Außer den Mitarbeitern und Angehörigen weiß niemand so genau, wie es in den Häusern des betreuten Wohnens und den Alten- und Pflegeheimen aussieht. Die Menschen sind nicht nur alt, sie sehen mittlerweile auch so aus. Ich habe noch nie so viele unglückliche Menschen auf einmal gesehen.

Manche sitzen vor den Fenstern und schauen hinaus. Sie träumen von der Zeit vor Corona. Manche gehen davon aus, dass sie das nicht überleben.

Einige Menschen, die ich vor achteinhalb Monaten in einem Praktikum betreut habe, sitzen im Rollstuhl. Einige haben das Reden eingestellt. Wenn überhaupt, dann kommunizieren sie über die Körpersprache. Sie starren vor sich hin. Manche weinen auch. Eine Dame versucht immer wieder abzuhauen und wird, im wahrsten Sinne des Wortes, wieder eingefangen. Sie regt sich dann fürchterlich auf. Die Betreuungskräfte und Pfleger sind machtlos.

Die Menschen sind abgeschirmt vom Rest der Welt, keiner möchte sich um sie kümmern. Die Hilferufe aller Pflegekräfte sind gerechtfertigt. Sie alle brauchen Hilfe. In dieser Zeit muss auf jeden Menschen geachtet werden. Hilfe in den Einrichtungen, sofern sie erwünscht ist, wäre für alle Beteiligten von Vorteil.

  • Die Pfleger werden entlastet.
  • Die Pflegebedürftigen bekommen Abwechslung.
  • Die Helfer nutzen die Zeit des Stillstands sinnvoll und beschenken nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst.

Für mich war es nicht einfach, einen Überblick über eine achtköpfige Gruppe zu behalten. Die Abstandsregelung und die Masken machten es nicht einfacher. Zum Glück hatte ich eine Betreuungskraft bei mir.

Stellt euch einmal folgende Situation vor:

7 Personen reden völlig durcheinander. Eine spricht nicht. Im März war sie fröhlich und ging gerne spazieren. Nun sitzt sie im Rollstuhl und starrt zwei Stunden lang die Serviette in ihrer Hand an. Eine der Personen fängt an zu weinen. Zwei meckern deswegen, vier verteidigen sie. Zwei sind eingeschnappt. Es entsteht ein Streit darüber, wer überhaupt in einem betreuten Wohnen leben darf und wer nicht. Da muss man einen kühlen Kopf bewahren. Es ist nicht einfach. Ohne die Betreuungskraft hätte ich die Situation nicht in den Griff bekommen.

Von Steffi

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