Meine momentane Gefühlslage benötigt Raum. Ich erstelle einen extra Eintrag, weil die Emotionen einfach zu viel sind.

Wir hatten in der letzten Stunde Frau H. Sie kam herein und gab uns die Aufgabe, in Gruppenarbeit einen Vortrag auszuarbeiten. Das war der erste Moment der Panik. Gruppenarbeit? Wirklich? Ich kenne meine Gruppe nicht gut und sie überfordert mich immer wieder. Ich möchte meine Pausen nach wie vor alleine verbringen, doch dann fallen mir all die Worte von Frau M. und Herr S. wieder ein. Gruppenanschluss ist gut und es ist positiv, wenn ich mich öffne. Heute ging es total nach hinten los.

Ich erstarrte innerlich und starrte auf meinen Bildschirm. A. fragte mich, ob ich in ihre Gruppe möchte. Ich bejahte, obwohl in mir alles „nein“ schrie. Ich begann mit der Informationssuche. Dabei dachte ich über zwei Dinge nach.

  1. Wie soll Gruppenarbeit in Zeiten von Corona funktionieren? Ich sah die anderen Gruppen ohne Abstand und Maske beieinandersitzen. Die Abstandsregeln sind wichtig. Besonders für mich. Wie können den anderen die Regeln so egal sein? Hilfe, ich möchte das nicht.
  2. Welchen Sinn hat es, jetzt über das Berufsbild der KBM zu berichten? Wir haben uns alle für die Umschulung entschieden. Da meine Gruppe ausschließlich aus KBM besteht, sehe ich keinen Sinn darin. Man kann doch keine Umschulung anfangen, ohne sich vorab zu informieren.

Ich kämpfte gegen den Drang an, „nein“ zu dieser Sache zu sagen. Wenn etwas für mich keinen Sinn ergibt, dann mache ich das normalerweise auch nicht. Hinzu kam, dass A. die Führung übernahm. Es kam zu einem Gespräch, dabei wurde der Ton von Aussage zu Aussage immer unfreundlicher.

A.: Ich mache das Layout. Was macht ihr?

C.: Ich würde erst einmal recherchieren und Infos zusammentragen.

A.: Und was machst du, Steffi?

Ich: Ich lese im Moment einen Artikel zum Beruf.

Ich las in dem Moment wirklich einen Artikel, aber ich tat es nicht, um mich zu informieren. Ich brauchte eine Beschäftigung, da mich meine Gedanken zu laut wurden.

A.: Komm mal rüber.

Ich: Ich lese noch.

A.: Du weißt schon, dass das eine Gruppenarbeit ist?

Ich: Ja weiß ich, ich bin aber leider nicht besonders teamfähig.

A.: Deswegen sag ich es ja. Komm.

Ich: Nein.

A.: Soll ich dich dann einfach ausschließen?

Ich: Ja, tu das bitte.

Ab dem Moment war es vorbei. Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Ich bin es gewohnt, ausgeschlossen zu werden. Ich war froh, aus der Gruppe raus zu sein. C. beäugte A. und schüttelte den Kopf. Sie sah mich prüfend an. Danach sah ich nur noch zu Boden oder starrte auf meinen Bildschirm. Als mir die Tränen über das Gesicht liefen, verließ ich den Raum. Meine Tränen versiegten und ich kehrte zurück. Dort musste ich feststellen, dass meine Augen nicht mehr trocken blieben.

Frau H. teilte die Gruppen neu ein. Ich weiß nicht genau, wer etwas zu ihr gesagt hatte. Die neue Gruppe war auch nicht besser, als die alte. Sie behandelten mich jedoch mit Rücksicht.

Ich möchte eigentlich gar nicht daran zurückdenken, denn mir schießen sofort wieder die Tränen in die Augen. Kann ich damit zu Herrn S. gehen? Ich weiß es nicht, denn so ganz vertrauen kann ich ihm nicht. Er wirkt auf mich teilnahmslos und desinteressiert. Außerdem erinnert er mich an eine Zeit, an die ich nicht gerne zurückdenke und wenn ich bei ihm bin, dann denke ich nur daran.

Von Steffi

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